Europäisches Taizé Jugendtreffen in Basel

Taizé Basel (Foto: Hansruedi Vetsch)

Wie jedes Jahr laden die Kirchen einer europäischen Stadt die Gemeinschaft von Taizé ein, das Jugendtreffen in ihrer Stadt durchzuführen. Zu diesem Jahreswechsel in Basel sind Rund 15'500 junge Menschen aus allen europäischen und weiteren Ländern gekommen, um sich an vier Tagen zu treffen, auszutauschen und auf Gott zu besinnen.
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Bericht von Hansruedi Vetsch,
International und doch lokal verbunden

Zuerst einmal überwältigte mich die ganze Organisation. Alle Teilnehmenden wurden in Gastfamilien untergebracht. Um so viele Gastfamilie zu finden, haben etliche junge Erwachsene und Brüder aus Taizé seit September 2017 in vielen Kirchgemeinden in Basel die Gemeindeglieder über das Treffen informiert. Denn Taizé legt wert darauf, dass die Teilnehemenden nicht Gäste eines Mega-Event sind, sondern Gäste von Familien und Kirchgemeinden. So fanden alle Morgengebete in den örtlichen Kirchgemeinden statt. Ökumenische Gastfreundschaft, ob reformiert, katholisch, orthodox oder freikirchlich. Der letzte Abend am Silvester wird in der Kirchgemeinde als Fest der Nationen gefeiert und jeder trägt aus seiner Kultur etwas bei.

Bericht Tagesschau



Silvestergottesdienst

Dreimal am Tag treffen sich die Brüder mit den Teilnehmenden zu den Gebeten, wie die Gottesdienste in Taizé genannt werden. Am Morgen wird das Gebet in den lokalen Kirchgemeinden mit den Gemeindeglieder gefeiert. Am Mittag und am Abend in drei grossen Hallen. Ohne Prunk und mit einfachster Technik singen die Tausenden Teilnehmenden mit den Brüder die bekannten Taizé Lieder mit vielen Wiederholungen. Dazwischen lange Stille und Bibeltexte und Gedanken in verschiedenen Sprachen.
Jeder ist hier willkommen, mit seinem Glauben, seinem Suchen und seinen Zweifel. Jeder kann am Boden sitzen, liegen oder herum gehen. Und so wird die wunderbare Kraft des Heiligen Geistes spürbar, auch wenn davon gar nicht gesprochen wird.



Workshop

Am Nachmittag gab es in der ganzen Stadt verteilt in vielen Kirchgemeindehäuser und Kirchen Workshops zu unterschiedlichsten Themen für junge Menschen. Diskussionen über Glaubensfragen, Lebensmuster, ökologische Themen ebenso wie politische Fragen rund um Armut oder Flüchtlinge.
Ich war in der Petruskirche beim Workshop „Geheimnis der Freude“ mit dem Bruder Richard. „Freut euch im Herr zu jeder Zeit. Nochmals sage ich: Freut euch“ (Phil 4,4) Wie können wir an die Freude glaube, wenn sie (noch) nicht da ist? Bruder Richard zitiert aus dem Brief an die jungen Menschen des Treffens vom Leiter von Taizé, Bruder Alois: „Wir sind aufgerufen die Quellen der Freude freizulegen. Freilegen meint aktiv seine Freude suchen. Das ist nicht immer möglich, aber mehr als wir uns das zutrauen.“

Freitag



Samstag



Sonntag



Gedanken von Bruder Alois

Der Leiter der Gemeinschaft richtet in kurzen Botschaften jeden Abend einen Gedanken an die Teilnehmenden.

Gelebte Ökumene
Am Samstag sprach er über die getrennten Kirchen. Er sagte:“ Viele sehnen sich danach, dass Christen zur Einheit finden, um diese Botschaft der Gemeinschaft nicht länger zu verdunkeln. Wenn die Christen getrennt sind, verliert die Botschaft des Evangeliums ihre Strahlkraft. Unsere brüderliche Einheit kann ein Zeichen der Einheit und des Friedens zwischen den Menschen sein.“ Deshalb stelle ich mir die Frage: Wäre es nicht an der Zeit, dass die getrennten Kirchen den Mut aufbringen, sich unverzüglich unter ein Dach zu begeben, noch bevor ein Übereinkommen in allen theologischen Fragen gefunden wird? Die Versöhnung zwischen den Kirchen ist der Weg hin zu einer neuen Wirklichkeit, von der wir noch nicht wissen, wie sie genau aussehen wird. Vertrauen wir dem Wort des Propheten Jesaja, der sagt: „Blinde führe ich auf Wegen, die sie nicht kennen, auf unbekannten Pfaden lasse ich sie wandern.“ Der Heilige Geist wird uns auf Wegen führen, die wir im Vorhinein nicht kennen.“

Hinwendung zu den Ärmsten und zur Schöpfung
Am Silvester ermutigt er die zwei grössten Herausfoderungen der Menschensheitsfamilie anzugehen.
Die erste besteht darin, dass unzählige Männer, Frauen und Kinder überall auf der Welt gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Diese Menschen sind in ihrer Not auf Solidarität angewiesen. Sie werden – das können wir in Taizé bezeugen – dadurch manchmal zu Freunden. Es ist, als ob Christus uns einlädt, über unsere Ängste und unsere Vorurteile hinauszugehen; so als ob er uns sagt: „Ich bin der Hirte aller Menschen. Ich bin auch für sie gestorben – ob sie Christen sind oder nicht. Du kannst also auch zu ihrem Freund werden.“
Die zweite Herausforderung besteht darin, dass unser Planet Erde verwundbar ist. „Hören wir auf seinen Ruf.“ Angesichts der Umweltkatastrophen, vor allem in den ärmsten Regionen der Welt, tragen die westlichen Länder eine grosse historische Verantwortung. „Im Namen von uns allen wage ich folgenden Aufruf an die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft: Finanzielle Mittel für die notwendigen Veränderungen sind vorhanden. Sie müssen aber auch dafür eingesetzt werden, Armut zu beseitigen und die Umwelt zu schützen!“
Bruder Alois schliesst mit einem Wunsch: „Gehen wir auf die zu, die am schwächsten sind! Lassen wir uns zum Beispiel von einem Obdachlosen seine Geschichte erzählen, oder von einem Menschen, der mit einer Behinderung lebt, einem Kranken oder einem Flüchtling! Dann stellen wir fest, dass unser Herz sich öffnet und weit wird, dass wir menschlicher werden und sogar eine Freude entdecken.“

Zum Schluss noch mein ganz persönliche Entdeckung - ein neues Lied zum Bruder Klausen Gebet:

Nimm alles von mir, was mich fernhält von dir.
Gib alles mir, was mich hinführt zu dir.
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen dir.

Bereitgestellt: 02.01.2018      
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