Verabschiedungsfest Pfarrer Jürg Buchegger

Buchegger 2 (Foto: Raimondo Branca)

Die Evangelische Kirchgemeinde Frauenfeld hat am letzten Sonntag Pfr. Jürg Buchegger verabschiedet. Nach der Predigt würdigten Kirchenvertreter und Stadtpräsident Anders Stokholm die Verdienste der 10-jährigen Amtszeit in Frauenfeld. Die Gemeindeglieder genossen das Mittagessen im offenen Festzelt trotz kühlen Temperaturen.
Unter Beachtung der Coronaregeln nahmen in der Kirche Kurzdorf und im VIVA je 50 Personen am Festgottesdienst teil, der auch per Livestream übertragen wurde. Die Lieder wurden umrahmt mit musikalischen Beiträgen von Valeriya Bernikova, Saxophon, und Christoph Lowis, Orgel.

In seinem letzten Gottesdienst begrüsste Pfr. Jürg Buchegger die Zuhörer/innen mit den Worten aus 2. Kor. 4,5: Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als den Herrn, uns selbst aber als eure Diener um Jesu willen. Dieses Wort leitete über in die Predigt mit dem Titel ‘Der Dienst der Verkündigung’ (1. Kor. 4,1-5). Pfarrpersonen sollen als gute Haushalter Gottes Wort treu predigen, unabhängig vom Urteil der Menschen. Pfr. Jürg Buchegger sieht darin eine grosse Herausforderung, denn bezüglich Charakter, Haltung, Zeit oder Kompetenzen werden hohe Erwartungen an Pfarrpersonen und ihr Amt gestellt. In Korinth machte Paulus die Erfahrung, dass die Gemeinde mit seiner klaren Botschaft vom Kreuz Mühe hatte, da sie stark von ihrer Kultur geprägt waren. Sie waren gewohnt an öffentliche Debatten, die mit Rhetorik mehr um das eigene Image besorgt waren – und nicht nach Gottes Wort. Beim Blick in unsere Zeit gebe es Ähnlichkeiten. Keiner könne vor Gott bestehen: Wir stehen alle mit leeren Händen da. Vor dem Kreuz sind wir alle gleich und auf Gottes Gnade angewiesen, die uns in Jesus Christus gerecht macht. Ohne Kreuz im Zentrum beginnen wir, uns nach Äusserlichkeiten und kulturellen Massstäben zu beurteilen. Als guter Verwalter von Gottes Geheimnissen gehöre der Pfarrer deshalb zuerst Jesus Christus, vor den Wünschen der Gemeinde.

Als Diener die Botschaft der Versöhnung verkündigen

Man könne es nicht allen recht machen. Die Treue zu Gott habe Priorität, dies könne zum Beispiel heissen, das Evangelium unverkürzt zu predigen. Und dies geschehe mit der herzlichen Bitte um das Wirken des Heiligen Geistes, der das Licht in uns anzündet. Auch Paulus sah seinen Dienst in der Verantwortung vor dem Herrn. So war ihm weniger wichtig, wie die Menschen über ihn urteilten. Vielmehr richtete er sich danach aus, was Gott über ihn denkt. Dies lässt uns darüber nachdenken, dass wir unsere eigenen Motive oftmals nicht ergründen und beurteilen können. Das überlassen wir besser Gott, denn unsere Wahrnehmung ist oft oberflächlich. Gott prüft unsere Herzen und bringt das Dunkle ans Licht. Jürg Buchegger schloss mit einem Zitat von Theo Sorg:
«An jenem Tag müssen wir alle uns vor Gott verantworten, Pfarrer und Diakone, Religionslehrer und Diakonissen, Kirchgemeinderäte und Lektoren, Jugendleiter… Unser Tun und Lassen, unsere Versuche und unsere Versäumnisse, alles wird dann auf Gottes Waage gelegt… Dann wird herauskommen, welche Kräfte für uns der letzte Antrieb waren: Selbstdarstellung, Geltungsdrang, Ehrgeiz, Selbstverwirklichung – oder die Liebe Christi, die uns zu den Menschen trieb.»

Nach dem Lied ‘Amazing Grace’ dankte Dekan Stefan Wohnlich Pfr. Jürg Buchegger für sein Wirken in der Thurgauer Kirche. Früchte seien sichtbar geworden, viele werden später noch aufgehen. Er segnete ihn für die kommende Zeit.

Heinz Stübi, Präsident der Kirchenvorsteherschaft, bat danach Jürg und Sylvia Buchegger, auf zwei Stühlen Platz zu nehmen. In einem Rückblick erwähnte er die Stationen in den Kirchgemeinden Oberuzwil, Zell/Kollbrunn, Fischenthal und Frauenfeld (seit 2010). Er wirkte zuerst während 8 Jahren im Pfarrkreis Kurzdorf, bevor er 2018 mit einem reduzierten Pensum die Heimseelsorge übernahm. Er dankte den beiden für ihren Dienst in der Gemeinde und würdigte sie als Menschen mit einem fröhlichen Gemüt und einer liebenswerten Art, das einem das Gefühl gab, dass sie sich für ein Gespräch gerne Zeit nehmen. Jürg Buchegger seinerseits sprach seinen Dank aus für Gottes Treue, die Begleitung und Unterstützung durch seine Frau, die Kirchenvorsteherschaft, die Mitarbeitenden und auch durch die Kirchgemeinde. Nach dem Lied 865 ‘Herr mach uns stark im Mut, der dich bekennt’ und dem Segen wurde der Gottesdienst mit einem musikalischen Stück abgeschlossen.

Zum anschliessenden Mittagessen wechselte die Festgemeinde in das bereitgestellte Zelt. Unter der Leitung von Mesmerin Sandra Leemann und Sam Ammann hatten die Mitarbeitenden und Freiwillige alle Vorbereitungen getroffen. Sie und Heinz Pfändler als Chefkoch des feinen Mittagessens erhielten grossen Applaus.

In seiner Rede als Vertreter der Stadt gab Stadtpräsident Anders Stockholm der Freude Ausdruck, dass das Ehepaar auch nach der Pensionierung in Frauenfeld wohnhaft bleibe. Der heutige Dank-, Buss- und Bettag gebe Staat und Gesellschaft Raum, sich auch einem kritischen Blick zu stellen. Dies sei auch für das Miteinander von Stadt und Kirchgemeinde wichtig. Er dankte Pfr. Jürg Buchegger für sein Wirken, das besonders auch bei Abdankungen und im Alterszentrum Park von vielen geschätzt wurde. Neben dem Dank helfe die Busse, die Sinne neu auszurichten, um immer wieder den richtigen Blick zu gewinnen. Und schliesslich soll das Gebet als Gabe und Aufgabe gesehen werden.

Pfr. Thomas Bachofner, Leiter tecum, würdigte seinen Kollegen als Mann, der auf der Suche nach der Wahrheit oft am Ringen ist und auch in Kauf nimmt, nicht dem Mainstream zu entsprechen. Es brauche heute wieder mehr solche Stimmen. Er ermutigte den baldigen Pensionär, auch in Zukunft eine Stimme der Hoffnung zu sein.

Pfr. Jürg Buchegger bedankte sich bei allen für diese schöne Feier, bevor Heinz Stübi den festlichen Rahmen schloss und allen Gästen noch einen schönen Sonntag wünschte.

Bericht: Wolfgang Ackerknecht
Photos: Markus Bauer

Bereitgestellt: 21.09.2021     Besuche: 11 Monat 
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