Von Hirten und Ziegen
Marco Farner,
Gruppenbild Rumänienreise (Foto: Andreas Bänziger)
Sommer 2008: Jugendreise nach Rumänien.
In der fünften Sommerferienwoche verbrachten vier Jugendliche aus Frauenfeld mit zwölf etwa Gleichaltrigen aus Neukirch und Boll eine Woche in Rumänien.
Die Anreise zum Flughafen Zürich erfolgte individuell. Dort traf man sich vor dem Gate A81 zum Einsteigen. Der Flug verlief, abgesehen von ein paar Turbulenzen, reibungslos. Doch in Bukarest angekommen, wurde die Vorfreude ein bisschen durch das Fehlen eines Busses getrübt, jedoch fand man sich damit ab, dass in Rumänien nicht Schweizer Standards gelten. Nach drei Stunden Wartezeit war es dann aber so weit und es konnte losgehen. Die Fahrt mit Bussen und Auto nach Ilieni, war jedoch auch abenteuerlich. Die dreieinhalbstündige Reise führte durch staubiges Steppenland, bewaldete Hügel und an kunterbunten Häusern vorbei. Stattliche Villen stehen neben halb zerfallenen Hütten. Auch die Kühe und Ziegen fehlten nicht auf der Strasse.
Trotz einer verpassten Abzweigung kam man wohlbehalten im Jugendzentrum an. Sofort begrüssten Pfarrer Bela Kato und seine Mitarbeiter die Schweizer Gruppe und führte sie in den Esssaal, wo sie mit exzellentem Essen verwöhnt wurde. Wenig später wurden die Turmzimmer bezogen und die imposante Aussicht von der Burg, sowie der Pfad durch die alten Gräber bewundert.
Der Gottesdienst am Sonntagmorgen fand in der Kirche, welche mitten in der Burg steht, statt. Leider konnte man als Deutschsprechender nicht mehr als Jesus Christus, Doping und Olympia verstehen, da die ungarische Sprache mit der Deutschen keine Ähnlichkeiten hat.
Erste Kontakte mit der Dorfjugend wurden beim Fussballspielen und gemeinsamen Essen von dem über dem Feuer zubereiteten Gulasch geknüpft. Auch die Führung von Bela Kato, welcher uns viel über das Dorf erzählte, war eindrücklich.
Am Montag wurde das erste Mal gearbeitet. Die gesamte Gruppe teilte sich in drei kleinere auf und jede besuchte in den folgenden drei Tagen eine von drei Arbeitsstätten. Dies waren ein Bauernhof, die örtliche Spitex und ein sich im Aufbau befindendes Behindertenheim. Bei der Spitex konnte nicht viel geholfen werden, da fast für alle medizinischen Massnahmen Fachwissen vorhanden sein musste. Jedoch war es eindrücklich, manchmal aber auch ein bisschen ekelhaft zu sehen, wie die Leute leben. Was sehr erstaunte war die Gastfreundschaft der Patienten. Auch war es rührend, wie sich die Leute über kleine Geschenke wie Kleider oder Hygieneartikel freuten.
Bei den Bauern wurde dann richtig Hand angelegt. Es wurde geholfen Mist zu transportieren, den Heustock zu putzen, Getreide auszuladen und Stroh aufzuladen. Die harte Arbeit wurde jedoch immer durch das Schenken von hofeigenem Bio-Gemüse belohnt. Die Arbeit im Behindertenheim war auch anstrengend. Die Gruppen mussten Fensterrähmen, welche früher Kirchenbänke waren, abschleifen und neu lackieren.
An den drei Arbeitstagen stand am Nachmittag immer Kulturelles auf dem Programm. Es wurde die Schwarze Kirche in Braşov, mit Ross und Wagen die Schafhirten auf Hügeln und ein Museum, in welchem jetzt handgeschneiderte Kleider hergestellt und verkauft werden, besucht. Auch das Lernen eines rumänisch-ungarischen Tanzes und das Essen einer Dorfspezialität fehlten nicht. Jedoch war auch genügend Freizeit vorhanden, um die Umgebung selbst zu erforschen. Einige gingen in dieser Zeit ins nahegelegene Kinderdorf um Kleider und Süssigkeiten zu verschenken.
Nach fünf Tagen in Ilieni packten wir unsere Sachen und fuhren in der Nacht nach Techirghiol ans Schwarze Meer. Diese Reise verlief, abgesehen von ein paar Irrfahrten, welche durch die nicht besonders gut beschilderten Stassen verursacht wurden, gut.
Nach einem ruhigen Morgen zog es am Nachmittag alle an den Strand. Auch am zweiten Tag fand man den grössten Teil der Gruppe, die meisten schon braungebrannt vom Vortag, am Meer. Nach einer anstrengenden, eindrücklichen und schönen Woche wurde in Bukarest das Flugzeug bestiegen, um die Heimreise anzutreten. Wieder in der Schweiz zurück, führte man nochmals Gespräche über die unvergessliche Woche, musste dann aber bald wieder auf getrennten Wegen nach Hause fahren. Alle haben erlebt, dass das Materielle nicht alles in unserer Welt ist und in den Andachten die Glaubensbotschaft gehört, dass Jesus der Fels und die Burg im Leben ist. Diese Erfahrungen werden bleiben und eine grosse Dankbarkeit für das, was wir haben, macht sich gegenüber Gott breit.