Pfarrer Eugen Brunner - Besinnung auf den Sonntag 2012 (Foto: Hansruedi Vetsch)
„Bist du ein rechter Brunner, so steige tief hinab. Je tiefer du dich beugest, du dich der Quelle nahst....“ Diese Worte seines Sonntagschulleiters wurden für unseren lieben Verstorbenen wegweisend. Geboren und aufgewachsen im Industriequartier von Zürich, studierte er während der Kriegsjahre Theologie bei Karl Barth und Emil Brunner.
Pfr. Christoph Naegeli,
Während insgesamt 24 Jahren wirkte er als Gemeindepfarrer in Frauenfeld (1944-50 und 1966-84), während 8 Jahren in Emmenbrücke/LU und während 7 Jahren in Schöftland/AG. Um in hautnahen Kontakt mit Arbeitern zu kommen, vertauschte er 1958/59 die Kanzel mit der Werkbank und arbeitete als angelernter Hilfsschlosser bei Escher-Wyss. Doch wer einmal richtig Pfarrer war, der bleibt es sein Leben lang! So vertrat er nach seiner Pensionierung während 4 Jahren nochmals eine vakante Pfarrstelle in St.Johann/SH und bis kurz vor Weihnachten 2012 hielt er jeden Samstag nach dem Glockenläuten um 16 Uhr eine „Besinnung auf den Sonntag“ im Kirchgemeindehaus. In den früheren Jahren setzte er sich dabei noch selber ans Klavier, hörte er doch nicht nur gerne klassische Musik, sondern spielte auch selber auf verschiedenen Instrumenten.
Sein Konfirmandenspruch aus Josua 1,9 mag als charakteristisch für ihn betrachtet werden: „Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und freudig seist“. Ein frohes Gemüt war ihm zeitlebens zu eigen, obwohl er aus eigenem und fremden Erleben zur Genüge auch wusste um die Nachtseite dieses irdischen Lebens. In Ursula geb. Storz fand er eine treue Lebensgefährtin. 8 Kinder und ebenso viele Enkelkinder wurden den beiden geschenkt.
1973 kam er in Kontakt mit der Bewegung „Mut zur Gemeinde“, in der er zwei seiner dringlichen Anliegen verwirklicht fand: Die Gemeinschaft unter den Gläubigen und das Christuszeugnis der Laien. Vielerorts hielt er Vorträge und die Menschen strömten ihm stets in Scharen zu. Es waren wohl einerseits seine Liebenswürdigkeit und andrerseits seine seelsorgerlichen Auslegungen, die ihn zu einem unverwechselbaren Interpreten der biblischen Botschaft machten.
Mit Eugen Brunner verliert Frauenfeld eine Persönlichkeit, welche Kirche und Stadt über Jahrzehnte hinweg entscheidend geprägt hat. Ganz ohne Zweifel werden am kommenden Montag um 14 Uhr beim Abschiedsgottesdienst viele, viele Menschen in tiefer Dankbarkeit seiner gedenken.
Christoph Naegeli
Der Abdankungsgottesdienst vom Montag, 04. März 2013 kann hier anghört werden: